Folgen einer Einführung eines Bitcoin gedeckten US-Dollars

Folgen einer Einführung eines Bitcoin gedeckten US-Dollars

Dieser Artikel soll eine kurze Betrachtung vermitteln, wie eine Rückkehr zu einem Sachgeld aussehen könnte. Ein Bitcoin gedeckter US-Dollar - auch wenn dieser Fall eher als weniger wahrscheinlich zu betrachten gilt. Dabei wird explizit auf die geldtheoretischen Auswirkungen eingegangen.

Fiat Money

1971 wurde die Golddeckung des US-Dollars vollständig aufgehoben. Seitdem gab es auch kein reines Goldgeld oder ein vergleichbares «Geldsurrogat» - eine sich in jeder Zeit einlösbare Geldforderung - mehr, sondern nur noch sogenanntes «Fiatgeld»; ein ungedecktes, staatlich monopolisiertes «Scheingeld» oder besser ausgedrückt: «Schuldgeld». Die Folgen, die sich aus der Verwendung von Fiatgeld ergeben, können weitreichender nicht sein. Dazu sollen nur wenige genannt werden: [1]

Fiatgeld ist im Kern inflationär, das heißt, dass die Vermehrung der Geldmenge zu einer Zerstörung der Kaufkraft im Zeitablauf führt, wenn die Realzinsen unter den Nominalzinsen bestehen bleiben. Ludwig von Mises schreibt dazu:

Der naive Inflationismus fordert [die] Vermehrung der Geldmenge ohne zu ahnen, daß die Vermehrung der Geldmenge die Kaufkraft der Geldeinheit vermindert.

Die Vermehrung der Geldmenge, die von den Zentralbanken und durch das Fractional Reserve Bankings der Geschäftsbanken ausgeht, begünstigt ebenso wirtschaftliche Störungen durch das künstliche Herabsenken des Marktzinses, was in erster Linie die Zunahme von Konsum und Investitionen zur Folge hat; allerdings in eine Phase mündet, die die Güterpreise über die Zeit in breiter Front steigen lässt und Störungen zunehmen, sodass eine rezessive Phase eines Busts irgendwann unvermeidbar ist, wenn die Schuldenübertreibung nicht vorher gestoppt wird.

Allein seit 1950 verlor der US-Dollar 92 % an Kaufkraft zum Gold

Der US-Dollar als die Leitwährung bleibt von den Folgen des Kaufkraftverlustes durch die massive Inflation nicht verschont, wie die Grafik [2], mit der Gegenüberstellung zu Gold, veranschaulicht. Wie man klar sehen kann bezahlte man im Jahr 2000 für die Feinunze Gold etwa um die 300 USD, wogegen wir heute ca. 1.680 USD zahlen müssen. Ein Sprung um ca. 460 Prozent.

Zurück zu einem gesunden Geldstandard: Bitcoin

Die immer wiederkehrende Übertreibungen durch das Vermehren von Geldzeichen und die exorbitante Verschuldungspolitik der Staaten bleiben nicht ohne Folgen. Eine Geldwirtschaft steht und fällt mit der Wahl des richtigen - eines gesunden - Geldes. So werden die Stimmen immer lauter, die „temporäre“ Aufhebung des Goldstandards zu revidieren und die Leitwährung an ein Edelmetall gedecktes Geld, einem Geldsurrogat, zu binden. Denn das wäre ein logischer Schritt, um die hiesige Währung beizubehalten, weil es den Amerikanern zweierlei dient: Die Beibehaltung des Symbols als Hegemonialmacht, die die weltweiten Finanzmärkte anführt und das Offenhalten einer Hintertür, um Fiatgeld in Krisenzeiten, wie Krieg, wieder einzuführen.

Ein Bitcoin gedeckter US-Dollar

Die Idee der Einlösbarkeit von Gold über ein Geldsurrogat stammt von Mises. Angenommen, man würde Gold mit Bitcoin ersetzen:

Bei einem US-Dollarbargeldbestand von ca. 2.267 Milliarden kämen wir bei einem Bitcoin-Kurs von ca. 21.500 USD auf den Preis von rund 108.000 USD pro Bitcoin (August 2022). [3]

Was passieren würde, wenn der US-Dollar an den Bitcoin gebunden wäre - Stand heute - soll im Folgenden erläutert werden:

Aufgrund des hohen Anstiegs des Bitcoin-Preises bemessen am US-Dollar würden Güter und Dienstleistungen in den Preisen entsprechend zulegen. Genauer gesagt, gerade die Bitcoin Hodler (Halter von Bitcoin) - insbesondere die Wale, die über riesige Mengen an Bitcoin-Beständen verfügen - würden folgebedingt einen starken Kaufkraftzuwachs verspüren. Dieser Kaufkraftzuwachs erzeugt den Druck, einen Teil des Vermögens diversifizieren zu wollen. So wird in Vermögenswerte wie zum Beispiel in Aktien, Immobilien etc. investiert - um die Kaufkraft zu erhalten - um Produktionsstrukturen aufzubauen oder allgemein Konsumgüter zu kaufen. Diese Umverteilung in unterschiedliche Vermögenswerte und Güter führt dazu, dass diese an Kaufkraft weiter zunehmen, was wiederum dazu führt, dass die Güterpreise - zeitlich versetzt in breiter Front - ansteigen. Die Kaufkraft der Amerikaner wird also insgesamt stark zunehmen. [3]

Sicherlich ist der Zeitraum für ein solches Szenario nicht überschaubar, denn der extreme Kaufkraftgewinn, der eingangs stattfand, schwächt sich wieder ab, wenn der preistreibende Effekt der Anbindung an den Bitcoin in die breite Masse der Bevölkerung vollständig gelangt. Institutionen, insbesondere Banken, als Vermittler gedeckter Bestände - auch für die Einlösbarkeit in Bitcoin - werden nun tätig (werden müssen), indem sie zusätzliche Bestände von Börsen oder privater Kapitalgeber aufkaufen oder gegen andere Sachwerte eintauschen. Über die Zeit würde sich eine preisdeflationäre Situation einstellen, worauf später noch eingegangen wird. [3]

Kaufkraft, Devisen und Schulden

Die Folgen einer Bitcoin-Anbindung würden auch die in USD ausgedrückten Zahlungsansprüche entwerten, das heißt, die Schulden, real bewertet in Gütern oder Dienstleistungen, würden schlichtweg sinken und demnach die Schuldenlast ganzheitlich verringern.

Der «Bitcoin-Dollar» würde auf den Devisenmärkten gegenüber allen anderen Fiatwährungen enorm an Kaufkraft gewinnen. Angenommen, Bitcoin wird als globale Währung allgemein akzeptiert, das heißt, Bitcoin wird zu weiten Teilen der Hartgeldstandard, dann kann es zu Schwankungen der Kaufkraft zwischen den in Bitcoin gedeckten Währungen kommen, wenn die Balance Sheets der Notenbanken der jeweiligen Länder und ihrer Geschäftsbanken unterschiedliche Bestände an gedeckten Bitcoin besitzen.

Je höher die Kaufkraft einer Währung ist, desto teurer werden die Exporte. Folglich gerät die Exportfähigkeit der Amerikaner unter Druck, weil die Güter und Dienstleistungen durch die Preissteigerungen gegenüber der Kaufkraft schwächeren Währungen teurer wird, erst recht, wenn es sich bei den anderen Währungen immer noch um Fiatgeld handelt. Andererseits profitieren die Amerikaner von günstigeren Importen aus dem Ausland. [3]

Preise und Zinsen

Mit der Tatsache, dass der Bitcoin-Bestand in Satoshi auf maximal 2.100 Billionen Geldeinheiten fixiert ist, wird es demnach keine monetär verursachten Boom- und Bust-Zyklen mehr geben. Politische Unternehmer sind nicht mehr in der Lage die dysfunktionale Geldvermehrung zu ihrem Vorteil zu missbrauchen.

Der Marktzins, der den «reinen Zinssatz» inne hat, würde entzerren. Dieser spiegelt als Koordinator die gesellschaftliche Zeitpräferenz der Menschen wider, das heißt, die Menschen entscheiden dann über ihre Präferenzen (Vorlieben) hinaus, wie sie gegenwärtige und zukünftige Güter bewerten. Denn ihre Kaufentscheidungen, die sie treffen, orientiert sich schließlich danach, was ihnen tatsächlich an realer Kaufkraft zur Verfügung steht. [4]

Natürlich organisiert sich der Markt über die Preise, die am Ende die Informationen über die Knappheitsverhältnisse und Präferenzen der Marktteilnehmer zusammenbringt, um die Wirtschaftlichkeitsrechnung - des Geldes wichtigste Funktion - durchzuführen, um Investitionsentscheidungen treffen zu können. [5]

Preisdeflationäre "Heilung"

Wie bereits beschrieben, wird sich eine über die Zeit „preisreinigende“ Situation einstellen. Da vorher ein Fiatgeld, der ungedeckte US-Dollar, die Güterpreise in breiter Front über lange Zeit in die Höhe stiegen ließ, werden die Preise im Verhältnis in einem Bitcoin-Standard langfristig in einer Volkswirtschaft niedriger ausfallen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass bereits Ludwig von Mises in seinem Werk «Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel» nachgewiesen hat, um die Ökonomen der Quantitätstheorie zu widerlegen, dass eine Verdoppelung der Geldmenge auch die Verdoppelung der Preise (in breiter Front) mit sich bringt. Analog dazu herrschen niedrige Preise bei einer niedrigen Geldmenge. [1]

Das Sinken der Preise hält solange an bis die Marktpreise in einem gesunden Zustand kompensieren konnten. Dies stellt sich de facto als heilende Folge aus den Preisübertreibungen ein, die aus der Fiatgeldvermehrung hervorging. [4]

Die Angst, dass die Menschen sparsamer leben, weil sie auf fallende Preise warten, ist unbegründet. Ein Sinken der Preise ist eine bekannte Folge aus Produktivitätssteigerungen aufgrund des technischen Fortschritts, wie man in der Halbleiterindustrie besonders sehen kann. Ebenso ist das Sinken der Preise ein Gegenmittel einer Deflation, das heißt: Ist weniger Geld im Umlauf im Verhältnis zu den sinkenden Preisen, stellt sich real die Gesundung der Preisbildung auf dem Markt ein. [4]

Status Leitwährung in Gefahr

Mit der Globalisierung der Chinesen als Exportprimus bildeten sich auch massive Exportüberschüsse in Form von Schatzanleihen und US-Devisen, sodass diese Guthaben schon weit über 1.000 Milliarden übersteigen. Angesichts der Bestrebungen Pekings, China als Weltmacht zu etablieren, ist die Tatsache eines Währungskrieges unumstritten. [6]

Eine potentielle Gefahr ist also, um den US-Dollar als leitendes Fiatgeld zu schädigen respektive zu ruinieren, dass keine militärischen Mittel seitens China notwendig wären, dies zu tun. Lediglich müsste man nur die Bindung vom chinesischen Yuan an den US-Dollar lösen. Das hätte zur Folge, dass der Yuan in kürzester Zeit an Kaufkraft gewinnt, also aufwerten würde. Innerhalb weniger Tage würden US-Dollarhalter, gerade im ostasiatischen Raum, und die dortigen Zentralbanken sich von US-Dollaranlagen trennen. Die amerikanischen Zinsen würden darauf in hohem Maße steigen und die US-Verschuldung würde in einem Supergauszenario enden, weil diese nicht mehr bedienbar wären. Die Kaufkraft des Dollars würde damit massiv abwerten und die Weltwirtschaft höchstwahrscheinlich in eine depressive Phase schicken. [6]

Fazit und Ausblick

Führen die Amerikaner als Hegemonialmacht einen US-Dollar gedeckten Bitcoin-Standard ein, könnte es die Macht der Amerikaner immens stärken und den Weg aus den aktuellen Krisen - unter anderem verursacht durch das Drucken billigen Geldes und dessen Folgeerscheinungen - ebnen. Die Gefahr, dass der Yuan den US-Dollar als Leitwährung ablöst, könnte mit einer Bitcoin-Bindung vielleicht verhindert werden. Die amerikanischen Verbündeten, beispielsweise die Eurozone, würden insofern davon profitieren, indem sie als Exporteure für die Kaufkraft gestärkten Amerikaner an Signifikanz gewinnen. Weiterführend wäre außerdem spannend zu betrachten, welche Auswirkungen - unter den hier vorgestellten monetären Gesichtspunkten als Prämisse - die Bitcoin-Deckung auf Militär, Demografie, die Mentalität der Menschen und so weiter haben könnte.

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Quellen

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