Privater Waffenbesitz

Privater Waffenbesitz

Ursprünglich erschienen als Thread: https://twitter.com/Inclutus/status/1634254858520870912

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Das grundsätzliche Dilemma bleibt bei Schusswaffen:

Der Staat ist und bleibt der größte Mörder, nicht der private Waffenbesitzer. Der Staat hat im 20. Jahrhundert mindestens (!) 200.000.000 Menschen ermordet.

Gleichzeitig ist die (garantiert falsche) höchste Rechnung „ziviler“ Morde für den Zeitraum 50.000.000, wobei aber einfach die weltweite Mordrate aktuell x100 genommen wurde, was nonsense ist, wegen viel weniger Bevölkerung, Menschen weiter verstreut, etc.

Gerade als Deutsche sollten wir eigentlich eine gesunde Skepsis kennen, wenn es um „Waffen bitte nur in Staatshand“ geht. Wir haben da glaube ich ein wenig Erfahrung, dass der Staat mitunter mal nicht ganz freundlich der Bevölkerung gegenüber sein kann.

Kein vernünftiger Legalwaffenbesitzer will Schusswaffen in den Händen von Kriminellen oder Geisteskranken sehen. Wenn dies aber staatlich reguliert wird, wird es hoch problematisch. Wer sein Recht auf Waffen nicht verlieren will, begibt sich nicht mehr in medzinische Behandlung. Wer „Stimmen hört“ und weiß, dass dies sein Recht auf Waffen versagt, der wird sich schlicht nicht in Behandlung begeben, wenn er das Privileg auf Waffen behalten möchte. Ein „Verbot von Waffen in den Händen von Geisteskranken“ sorgt also zu weniger Behandlung von Geisteskranken, was eine Katastrophe ist.

„Red Flag“ Gesetze sind ebenfalls keine Lösung, weil sie staatlichen Missbrauch einladen. In einigen US-Juristdiktionen soll die Beschlagnahmunsrate bei 99% liegen, was offensichtlicher Missbrauch ist. Während wohl kaum jemand widersprechen wird, dass jemand mit Verurteilung in Schwerer Körperverletzung oder Totschlag nach Haftentlassung keine Schusswaffe haben darf, reicht in Deutschland eine Steuerhinterziehung, um untauglich zu sein. Es ist gute alte Tradition von totalitären Regimes, dass sie Oppositionelle zu Geisteskranken erklärt oder unter ungerechtfertigt verurteilt. Staatlicher Missbrauch ist also vorprogrammiert.

Dazu ist eine Veruteilung auch nicht schwer. Wer vor 50 Jahren sagte, „Frau kann auch Penis haben“, wurde ggf. eingeliefert. Heute wird das gesagt. In zehn jahren ist Bestreiten vermutlich bereits §130 StGB. Das zeigt, wie leicht „kriminell oder geisteskrank“ möglich.

Persönlich würde ich gerne anständige Ausbildung verpflichtend machen. Aber selbst hier kann der Staat wieder verhindern, indem er Ausbilder nicht lizenziert und Ausbildung unmöglich wird.

Während die meisten Menschen gut sind und daher auch Waffen anvertraut bekommen können, würde dies wenigstens die Unfälle verhindern, was sehr wichtig wäre. Fakt bleibt jedoch, dass wenn man Waffen auf den Staat beschränkt, dass damit der Bock zum Gärtner gemacht wird. Gerade in diesem Moment hat der Staat 1500km östlich von Deutschland schon wieder 250.000 oder mehr in nur 13 Monaten ermordet.

Ich verstehe absolut Vorbehalte von Menschen, die nichts mit Waffen zu tun hatten und dem Nachbarn keine geben wollen. Aber Freiheit kommt weder gratis, noch ohne Risiko. Zumindest im 20. Jahrhundert war es dabei deutlich wahrscheinlicher, dass, wenn man ermordet wurde, es nicht der Nachbar war, sondern die Polizei oder das Militär, die beide ja bitte laut Waffengegnern die einzigen mit Waffen sein sollen. Das muss betont werden! Das alles bedenkt noch nicht, dass die Schusswaffe das demokratischste aller Selbstverteidigungsmittel ist, weil sie von 70jähriger Frau genauso bedient werden kann, wie vom muskelbepackten 25jährigen. NICHTS sonst gibt der Seniorin eine Chance gegen einen 25jährigen. NICHTS!

Noch gar nicht davon zu reden, dass die Polizei viele Minuten braucht, wenn Sekunden zählen und andauernd in „Waffenstarrenden“ Regionen wie den USA auch „Mass Shootings“ durch Zivilisten gestoppt werden. Elijah Dickens war nur der prominenteste von vielen Fällen 2022. Dazu kommt, dass, je nach Statistik, erst nach 3-4 Todesopfern von einem „Mass Shooting“ die Rede ist, wozu es sehr oft gar nicht erst kommt, wenn bewaffnete Zivilisten anwesend sind.[1]

Ein einfacher Vergleich von „Waffenrate pro-Kopf“ und „Mordrate“ zeigt, dass kein direkter Zusammenhang besteht. Gleiche Mordrate USA-Tansania. Waffenbesitz 120,5 zu 0,8 je 100 Einwohner.[2&3]

Auch kulturell ähnliche Staaten haben teils extrem abweichende Zahlen, ohne sichtbaren Zusammenhang mit Schusswaffen. In der Schweiz gibt es Vollautomaten in Privatbesitz - ohne Mord und Totschlag. Das Problem ist eben sozio-kulturell.

Waffen haben sicherlich eine Auswirkung, aber nicht in dem Maße, wie impliziert wird. In den USA sank die Mordrate ab 1993, während die Zahl der Waffen massiv anstieg[4] hat das Waffenrecht unter Bolsonaro liberalisiert.[5] Waffen pro Person vs. Tötungen per Schusswaffe (1993 - 2013)

Das Thema ist keineswegs so eindeutig und einseitig, wie es die Waffengegner gerne darstellen. Es gibt absolut legitime Gründe, Schusswaffen zu besitzen, nicht nur zu Sport und Jagd, sondern auch zur Selbstverteidigung. Und auch wenn es dann gerne ins Lächerliche gezogen wird, der Staat IST der Bock, der zum Gärtner gemacht wird. Taliban und Vietcong waren kaum besser bewaffnet (man möchte fast sagen: schlechter), was der durchschnittliche „gun nut“ in Texas. Beide haben eine Atommacht, die über Flugzeugträger, Kampfpanzer und Stealthbomber verfügt, besiegt. Ganz nutzlos ist die „private AR-15 gegen den mordenden Staat“ am Ende eben doch nicht. Das zeigen auch die Partisanen in der Ukraine, wo auch Ende Februar 2022. Die Arsenale geöffnet wurden und sich die Menschen mit Vollautomaten bewaffnen konnten, um sich gegen die „zweistärkste Armee“ der Welt wehren zu können.[6&7]

Die allermeisten Menschen sind eben auch gut und würden daher auch nicht plötzlich zu Massenmördern werden, wenn sie Schusswaffen erhalten. Dazu gilt stets, auch bei Schusswaffen:

Missbrauch hebt den (rechten) Gebrauch nicht auf.

Deshalb sind Sorgen der Waffengegner dennoch nachvollziehbar. Aber gerade Deutsche sollten sich fragen, ob es wirklich eine so tolle Idee ist, wenn nur der Staat Schusswaffen hat. [8]

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Quellen:

[1] https://www.google.com/search?q=mass+shootings+stopped+by+armed+citizens

[2] https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_countries_by_intentional_homicide_rate

[3] https://en.wikipedia.org/wiki/Estimated_number_of_civilian_guns_per_capita_by_country

[4] https://www.aei.org/carpe-diem/chart-of-the-day-more-guns-less…/

[5] https://brazilian.report/liveblog/2022/02/22/murders-lowest-14-years/

[6] https://www.vox.com/2022/2/26/22952073/ukraine-civilian-volunteers-kyiv-war-effort

[7] https://www.denver7.com/news/national/ukraine-disperses-at-least-18-000-machine-guns-…

[8] https://www.youtube.com/watch?v=iaCvyMlDAnA