Intrinsischer Wert als Bedeutsamkeitsurteil

Intrinsischer Wert als Bedeutsamkeitsurteil

Eingangs für diesen Artikel, wird zunächst gezeigt, was unter dem "intrinsischen Wert" verstanden wird, dazu folgende Definition der Universität Würzburg: «Intrinsische Motivation ist dadurch gekennzeichnet, dass der Wert, eine Handlung auszuführen, in der Tätigkeit selbst liegt. Entweder weil die Tätigkeit als solche positiv erlebt wird (tätigkeitsspezifische Anreize) oder weil das Thema als interessant erlebt wird (Interesse).»

Wert ist nicht intrinsisch, er liegt nicht in den Dingen. Es ist in uns; Es ist die Art und Weise, wie der Mensch auf die Bedingungen seiner Umwelt reagiert. […] Es zählt nicht, was ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen über Werte sagt, sondern wie sie handeln. » - Ludwig von Mises

Mises gibt hier unmissverständlich zu verstehen, dass Wert erst einmal aus dem Individuum hervorgeht und die Dinge um uns herum keinen Wert haben, erst wenn sie mit menschlichen Zielen in Verbindung gebracht werden. Demnach kann nichts einen intrinsischen Wert initial besitzen. Die Handlungslogik unterstreicht, dass Wert subjektiv ist. Auch Immanuel Kant erklärte bereits 1784, dass

[d]as Daseyn der unvernünftigen Dinge [..] keinen Werth [hat], wenn nichts da ist, das sich dessen bedienen kann. »

In Bezug auf Mises' vorangegangenes Zitat kann man allerdings auch ableiten, dass der intrinsische Wert einer Sache, einer Idee oder einer Handlung nicht durch das gesprochene oder geschriebene Wort definiert wird, sondern erst durch die Handlungen und Entscheidungen von Menschen. Das heißt, um den intrinsischen Wert von etwas zu zeigen oder ihn zu definieren, ist es also notwendig, dass diejenigen, die diese Werte anerkennen, in Übereinstimmung mit ihnen handeln und entsprechende Entscheidungen treffen. Es geht darum, wie Werte in der Praxis gelebt werden, auf psychologischer Ebene, nicht nur darum, wie sie verbal ausgedrückt werden oder in der Handlungslogik definiert beziehungsweise nicht definiert sind.

In diesem Sinne betont Mises, dass die Authentizität und Relevanz von Werten am besten durch Handlungen und Verhalten beurteilt werden können. In «Nationalökonomie. Theorie des Handelns und Wirtschaftens» schreibt er:

Es wäre daher irreführend, wollte man von Wertrechnung sprechen. Rechnen kann man nur mit Grundzahlen. Das Werturteil reiht die in Betracht gezogenen Gegenstände; es kann nicht messen. Der Abstand in der Wertung zweier Zustande, die verschieden gewertet werden, ist ganz seelisch. Er kann sich nach aussen in keiner Weise bemerkbar machen; er ist nur für den Handelnden in der Stärke der Gefühlsbetonung erkennbar. Psychologie und Physiologie können die Projektion der verschiedenen Stärke der Betonung auf objektiv vergleichbare und messbare Zustände der Aussenwelt vornehmen und mögen das als Ersatz für die grundsätzliche Unmöglichkeit dessen, was man Messung psychischer oder intensiver Grössen genannt hat, betrachten. Für die Wissenschaft vom Handeln, die es mit dem Handeln und nicht mit den seelischen Vorgängen, die zum Handeln führen, zu tun hat, sind solche Bemühungen und ihre Ergebnisse ohne Belang. » - Ludwig von Mises

Dieser Abschnitt betont die subjektive und seelische Natur von Werturteilen und hebt hervor, dass sie nicht objektiv gemessen werden können. Der intrinsische Wert basiert auf individuellen Wahrnehmungen und Bewertungen, die für das Handeln und die Entscheidungsfindung von Bedeutung sein können, aber nicht in objektive und messbare Größen umgewandelt werden können. Dies unterstreicht in erster Linie die Herausforderung, intrinsische Werte in einem objektiven Sinne zu bewerten oder zu messen; es ist für Menschen ein reales Phänomen.

Geld und der intrinsische Wert

Aus der Summe subjektiver Meinungen beziehungsweise intersubjektiver Werturteile, schreibt eine Menschengruppe "objektiv" etwas einen Wert zu. Das ist nur nach der Erfahrung möglich, weil sich in Gesellschaften ein Erinnerungscharakter (siehe Roland Baader, «Geld, Gold und Gottspieler: Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise») von etwas widerspiegelt, wie zum Beispiel, warum Gold als "wertvoll" betrachtet wird und oft davon die Rede ist, warum Gold einen intrinsischen Wert hat. Damit ist nicht gemeint, ob das Individuum einen Wert zuschreibt oder Gold einen von Natur aus intrinsischen Wert hätte.

Ein weiteres Beispiel, das die vorherige Betrachtung vertieft, betrifft die Betonung von Friedrich August Hayek auf den gesellschaftlichen Wert von Zeichengeld, der von der Gesellschaft verliehen wird. Hayek macht darauf aufmerksam, dass einige Menschen möglicherweise Schwierigkeiten haben könnten, zu akzeptieren, dass reines Zeichengeld, das nicht in materiellen Werten eingelöst werden kann, langfristig akzeptiert werden oder seinen Wert behalten könnte. Dies ist ein interessanter Standpunkt in Bezug auf Währung, Wert und das Vertrauen der Gesellschaft in ein Geldsystem. Aus seinem Werk, «Denationalisation of Money: The Argument Refined» schreibt er:

Einigen Leuten fällt es offenbar schwer zu glauben, dass ein reines Wertzeichengeld, das dem Inhaber keinen Rechtsanspruch auf Einlösung in Form eines Gegenstands mit einem inneren Wert (der seinem aktuellen Wert entspricht) einräumt, jemals für längere Zeit allgemein akzeptiert werden oder seinen Wert behalten könnte. » - F.A. Hayek

Nun...

Klar dürfte werden, dass es irrelevant ist, was hier als richtig oder falsch erachtet wird, da es nur Bewertungsurteile sind. Man muss akzeptieren, dass Menschen unterschiedlich sind und ihre moralischen Urteile als Ausdruck von Überzeugungen selbst vertreten, egal ob es der Handlungslogik widerspricht. Wenn also jemand behauptet, dass der intrinsische Wert eines Bitcoins null ist, wäre diese Aussage aus einer handlungslogischen Perspektive unzureichend, da Wert im Wesentlichen subjektiv ist, was vor der Erfahrung eine apodiktische Gültigkeit bekommt. Stattdessen sollte man dies thymologisch, basierend auf individuellen Emotionen und Ansichten, als Meinung betrachten. Der wahrgenommene Wert eines Bitcoins hängt davon ab, wie verschiedene Menschen ihn betrachten, und wird stark beeinflusst von der sozialen Gruppe, in der sie sich befinden sowie davon, ob individuelle Bedürfnisse und Ziele durch Bitcoin erfüllt werden.

Es ist wichtig zu erkennen, dass Menschen in ihrem Handeln oft von anderen eingeschränkt werden. Darüber hinaus ist es von großer Bedeutung, dass, wenn Werturteile im Spiel sind, die normative Bedingungen beinhalten - also, wie Dinge sein sollten - es problematisch wird, wenn diese Werturteile auf Kosten und zu Lasten anderer umgesetzt werden. In solchen Fällen neigen Menschen dazu, die Werturteile einer Gruppe über die Werturteile einer anderen Gruppe zu stellen (kollektivistisches Verhalten), was unmittelbar, negative Auswirkungen (eine Pareto-Verschlechterung) auf die Handlungsmöglichkeiten der letzteren hat.

Beispiele

  • Für Bitcoin kann man sagen, dass es bestimmte nicht-monetäre Eigenschaften gibt, die erst in Laufe der Zeit für eine Vielzahl an Menschen einen Wert definiert, (wie z.B. Netzwerkeffekt, Hashrate etc.), die sich darauf "einigen" und es als gesellschaftlich wertvoll erachten ("Bitcoin ist das bessere Geld für die Welt."). Man kann es als "gemeinsame Werte" bezeichnen.
  • Es gibt einen intrinsischen Wert bei kulturellen Gebäuden, die eine Menschengruppe als historische Identität anerkennt.
  • Menschliche Beziehungen sind intrinsisch wert, da sie überall als "innere Werte" anerkannt sind. Sie bieten menschlichen Kontakt, emotionale Unterstützung und soziale Verbindung.
  • Die Werte der Abendländischen Tradition werden gesellschaftlich von Menschen als intrinsisch wertvoll erachtet, da sie die Grundlagen für viele ethischen Prinzipien, sozialen Normen und kulturellen Werte bilden.
  • Ebenso vergleichbar sind ursozialistische Vorstellungen wie der Chiliasmus, der das 1000 jährige Reich verspricht. Der Chiliasmus kann den Menschen Hoffnung auf eine bessere Welt geben, in der Gerechtigkeit, Frieden und Harmonie herrschen. Dieser Glaube kann für viele einen intrinsischen Wert haben, jenseits der Handlungslogik.
  • Eigentumsrechte sind intrinsisch wertvoll, weil sie die Grundlage der zivilrechtlichen Gesellschaftsordnung bilden und von den meisten Menschen als essenziell anerkannt gelten.
  • In einer Person, die Handlungen ausführt und dadurch das Wohl anderer steigert, wird ein intrinsischer Wert gesehen: Wenn diese Person durch die Anerkennung und Bewunderung anderer glorifiziert wird, entsteht aus der Summe (!) mehrerer Werturteile ein intrinsischer Wert. Dieser intrinsische Wert liegt in der Wertschätzung und Bedeutung der Handlungen, die (vorsichtig gesagt) objektiv als wertvoll angesehen werden. Ein Beobachter kann daraus schließen, dass die Gesellschaft in ihrer jeweiligen Situation und Lage, abhängig von ihren eigenen Wertvorstellungen, von dieser Person profitiert und somit eine Verbesserung erfährt.

Fazit

"Intrinsischer Wert" ist ein Begriff, der auf das Urteil der Bedeutsamkeit eines Objekts oder einer Handlung verweist, welcher sich oft auf historische und ethische Aspekte bezieht. Menschen verleihen Dingen einen Wert (in Summe), da die Wertzuweisung oder das Urteil über die Bedeutsamkeit stets ein psychologisches, aber dennoch reales Phänomen ist und somit eine Frage der individuellen Interpretation darstellt. Oft handelt es sich beim intrinsischen Wert um etwas gesellschaftlich, historisch anerkanntes, wofür es sich lohnt, Handlungen auszuführen.

In Bezug auf die Praxeologie, die Lehre der Handlungslogik, ist klar, dass der Wert eines Objekts oder einer Handlung ausschließlich aus der subjektiven Sicht eines Individuums entsteht. Dies geschieht, da das Individuum Ziele verfolgt (es ist unmöglich, keine Ziele zu haben) und bestimmte Mittel als wertvoll ansieht, um diese Ziele zu erreichen. Es ist von großer Bedeutung zu betonen, dass die Praxeologie in Kombination mit der Thymologie (Lehre der emotionalen und individuellen Aspekte) verwendet wird, um Menschen und ihre Handlungen besser zu verstehen.

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